Die weltbekannte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff wurde am 10.1.1797 auf dem Wasserschloss Hülshoff im Kirchspiel Roxel geboren und in der dortigen Pfarrkirche St. Pantaleon getauft.

Innigst verbunden mit den Menschen ihrer Heimat lebte sie fast dreißig Jahre auf dem Wasserschloss Hülshoff. Nach dem Tod ihres Vaters (1826) zog sie mit ihrer Mutter und der Schwester Jenny auf den nahe gelegenen Witwensitz Rüschhaus. Die letzten sieben Jahre ihres Lebens verbrachte sie bei ihrer inzwischen zu Meersburg am Bodensee verheirateten Schwester. Dort starb sie 1848.

Manche Werke Annettes betreffen Land und Leute ihres Kirchspiels und des Münsterlandes schlechthin. In ihrer Prosaschrift "Bilder von Westfalen", in der Novelle "Die Judenbuche", im Romanfragment "Bei uns zu Lande auf dem Lande" kennzeichnet sie Raum und Menschen. Ihre Äußerungen über die Eigenart der Landschaft, über münsterländische Bauernhäuser, über Volkscharakter und ländliches Brauchtum sind im wesentlichen als Quelle für das westliche Münsterland, nicht zuletzt für ihr Heimatkirchspiel Roxel zu werten. Sie, die von sich selbst sagt: "Ich bin eine Stockmünsterländerin", schöpft die dargebotenen Bilder ihres Landes aus dem ihrem Elternhaus Hülshoff nächst gelegenen Bereich. "Dörfer", so schreibt sie, "trifft man alle Stunden Weges höchstens eines, und die zerstreuten Pachthöfe liegen so versteckt hinter Wallhecken und Bäumen, dass nur ein ferner Hahnenschrei sie hier andeutet", - "Die Weiden sind immer Allmende" (in Gemeinnutzung). - "Was nicht Wald und Heide ist, ist Kamp, das heißt Privateigentum, zu Acker und Wiesengrund benutzt und, um die Beschwerde des Hütens zu vermeiden, je nach dem Umfange des Besitzes oder der Bestimmung mit einem hohen von Laubholz überflatterten Erdwalle umhegt." Zu Roxel war man über Annettes enge Verbundenheit mit Land und Leuten ihrer Heimat recht froh. Man schätzte sie und hielt nach dem Tode der Dichterin an ihrem Geburtstag das Stiftungsfest der Schützenbruderschaft, neben dem eigentlichen Schützenfest das zweite Fest der St. Pantaleon- Schützen. Zu einer besonderen Feier wurde das Fest ihres 100. Geburtstages am 14. Januar 1897. Künstler aus Münster würdigten das Werk der gefeierten Dichterin in sogenannten "Lebenden Bildern". Später wurde eine Straße der Dorfmitte nach ihr benannt. Im Jahre 1974 beschloss Roxels Gemeinderat, das Werk Annettes durch ein Denkmal im Dorf in beständiger Erinnerung zu halten. Der Roxeler Künstler Rudolph Breilmann schuf drei Bronzeplastiken „Spinnlenor, Heidemann und Fiedler Knauf", Gestalten aus ihren Dichtungen. Seit Fertigstellung des Pantaleonplatzes im Ortskern von Roxel erhielt die Dreiergruppe dort einen würdigen Standort. 1996 wurde die Hauptschule in Roxel nach der Droste benannt. Annettes besondere Zuneigung galt dem Moor und den weiten Heiden rings um Roxel. Sie erschloss das Geheimnis des Moores und die Mannigfaltigkeit der Heide für Dichtung und Kunst. "Der Knabe im Moor" und "Das Haus in der Heide" sind hier überzeugende Beispiele. Die Höfe und Kotten der Landschaft schildert Annette als „langgestreckt mit tief niederragendem Dache"; sie liegen "zerstreut unter Baumgruppen" und "lauschen unter den Zweigen hervor". Das Haus ist ein Hallenhaus mit innengelegener langer Treppe, an der "zu beiden Seiten eine lange Reihe Hornvieh mit seinen Ketten klirrt". Unter dem an der Längswand der Küche gelegenen offenen Kamin können sich sämtliche Hausbewohner versammeln. "Das hier zur Schau gestellte blanke Geschirr" und die "in der fremden Stube absichtlich an den Wänden aufgetürmten Flachsvorräte" künden von der Arbeitsamkeit der Landbewohner. Auch zu Arbeitswelt, Kleidung, Essen und Trinken äußert sich Annette wiederholt. Die Menschen, so lesen wir, "sind stille, blonde Leute". "Gutmütigkeit, Furchtsamkeit, tiefes Rechtsgefühl und eine stille Ordnung und Wirtlichkeit" kennzeichnen ihr Wesen. Sie leben in geregelten wirtschaftlichen Verhältnissen, sind religiös und zeigen eine selbstverständliche Hilfsbereitschaft. An Merkmalen mit gelegentlich negativen Auswirkungen beobachtete die Dichterin eine gewisse Schwerfälligkeit und Passivität. Wiederholt weist Annette auf das in ihrem Heimatraum übliche Brauchtum im Ablaufe des Jahres hin, zu Lichtmess, zur Fastnacht, zur Karwoche, zu Ostern, zu Pfingsten, zu Fronleichnam, zur Großen Prozession und zur Brandprozession, zum Schützenfest, zur Erntefeier, zum Stoppelhahn mit viel Tanz und Schmauserei, zum Nikolausfest, zu Weihnachten und zu Neujahr. In manchen Fällen besteht altes Brauchtum in Roxel heute noch. Andere Hinweise auf heimisches Brauchtum betreffen in Annettes Werken wichtige Stationen im menschlichen Lebenslauf wie Taufe, Hochzeit und Tod.
(aus: Stadt Münster, Dokumentation, Roxel 1177-1977, 3/77, von Dr. August Schröder)

  Download als PDF-Dokument



Kontakt:

HKK Roxel

Küperweg 2
D-48161 Münster

vorstand@hkkroxel.de